Entstehung der Raiffeisengenossenschaften

F.W. Raiffeisen

Der Ursprung

Die Genossenschaftsidee entstand im 19. Jahrhundert, in einer Zeit in der die Menschen von Armut und Hungersnöten betroffen waren. Der Genossenschaftspionier Friedrich Wilhelm Raiffeisen machte es sich zur Aufgabe, die große Not der Bevölkerung zu lindern. 1862 schuf er den ersten Darlehenskassen-Verein in Anhausen in Deutschland und legte so den Grundstein für die heute weit verbreiteten Raiffeisengenossenschaften.

Ab dem Jahr 1886 kam es zur Gründung zunächst einer Vielzahl von "Vorschusskassen-Vereinen" in Österreich. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden darüber hinaus viele Waren- und Verwertungsgenossenschaften nach dem System Raiffeisen gegründet. Von besonderer Bedeutung war für die Gründungen auch das schon im Jahre 1873 vom Reichsrat erlassene Gesetz über Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften. In der wechselvollen Geschichte Österreichs entwickelten sich die Raiffeisengenossenschaften zu ausgesprochen wichtigen und erfolgreichen Akteuren im Wirtschaftsleben.

 

 

Raiffeisenkasse in Gemeindamt

Die Anfänge in Oberösterreich

Der Oberösterreichische Landtag leitete bereits im Jahre 1884 eine Initiative ein, um der zunehmenden Verschuldung der ländlichen Grundbesitzer entgegenzuwirken. In der Folge kam es im Jahr 1889 zu einer Gründungswelle von "Vorschusskassen-Vereinen" nach dem System F.W. Raiffeisens. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden zusätzlich zahlreiche Waren- und Verwertungsgenossenschaften gegründet.
Kriege und wirtschaftliche Krisenzeiten brachten für die Raiffeisengenossenschaften in Oberösterreich schwierige Rahmenbedingungen. Die dem Konzept der Genossenschaften innewohnende Stärke und der anschauliche Nutzen für die Mitglieder und Kunden setzten sich aber eindrucksvoll durch.
Für die Betreuung und Prüfung der Genossenschaften war bis 1938 das beim Land Oberösterreich eingerichtete "Landesbüro für das Genossenschaftswesen" zuständig. Dieses Landesbüro ist als Vorläufer-Organisation des Raiffeisenverbandes Oberösterreich anzusehen.
Am 21.5.1946 wurde die "Anwaltschaft der land- und forstwirtschaftlichen Genossenschaften" - der heutige Raiffeisenverband Oberösterreich - in der Rechtsform einer Genossenschaft gegründet.

130 Jahre Anwaltschaft und Revision

Begeben Sie sich auf eine Reise durch die Geschichte von 130 Jahren Anwaltschaft und Revision, die zugleich auch eine Geschichte der oö. Raiffeisengenossenschaften insgesamt ist.

Jubiläumsbuch

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

"Was dem einzelnen nicht möglch ist, das vermögen viele."

            Friedrich Wilhelm Raiffeisen

 

 

Am 30. März 1818 erblickt ein Mann das Licht der Welt, dessen Wirken das Leben und Wirtschaften der Menschen auch noch 200 Jahre später maßgeblich beeinflusst: Friedrich Wilhelm Raiffeisen - der Mann, der uns vielfach seinen Namen gab.

Sein Leben

Friedrich Wilhelm Raiffeisen wird im kleinen Westerwalddorf Hamm an der Sieg geboren. Seine Erziehung erfolgt streng religiös – der Glaube und die christliche Nächstenliebe prägen Raiffeisen sein ganzes Leben.

Raiffeisen erlebt eine sehr ärmliche, aber gut behütete Jugend. Weil sich die Familie ein Studium nicht leisten kann, sucht Raiffeisen nach einem anderen Ausbildungsweg und meldet sich mit 17 Jahren zum Militär. Ein Augenleiden beendete seine Offizierslaufbahn bereits nach acht Jahren – Raiffeisen tritt in den staatlichen Zivildienst über und wird Bürgermeister dreier Gemeinden im deutschen Westerwald. Aufgrund eines Nervenleidens - sein Augenlicht verschlechtert sich zunehmends - wird er im Alter von 47 Jahren pensioniert. Die meiste Zeit seines Lebens widmet sich Raiffeisen der Hilfe seiner Mitmenschen und der Verbreitung seiner genossenschaftlichen Ideen. Am 11. März 1888, kurz vor seinem 70. Geburtstag, stirbt Raiffeisen. Seine Idee jedoch bleibt.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

"Wir müssen uns selbst helfen. Alle Bedingungen dazu sind vorhanden, alle Mittel und Kräfte stehen uns reichlich zu Gebote. Wir brauchen dieselben nur zur Anwendung zu bringen. "

            Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Sein Wirken

In seinen Bürgermeisterämtern ist Raiffeisen ständig mit den Nöten und Elend der ländlichen Bevölkerung konfrontiert. Als tiefreligiöser Mann bedeutet ihm die christliche Nächstenliebe alles und so ist er ständig bemüht, die sozialen Probleme seiner Gemeinden zu lösen. Anfangs versucht er sein Ziel durch karitative Vereinigungen zu erreichen. Erste Erfahrungen mit gemeinschaftlichen Zusammenschlüssen macht Raiffeisen bereits in Weyerbusch, wo er nach der schweren Missernte von 1846 zusammen mit wohlhabenden Bürgern den „Weyerbuscher Brodverein“ gründet. Anfänglich wird die Verteilung von Lebensmitteln, später der gemeinschaftliche Bezug von Saatgut organisiert und schließlich ein Gemeindebackofen errichtet. Der „Brodverein“ wird heute als Keimzelle der Genossenschaftsidee Raiffeisens bezeichnet. Die Gründungen weiterer karitativer Vereine folgen. Raiffeisen muss jedoch bald erkennen, dass Wohltätigkeit und die von ihm immer wieder betonte christliche Nächstenliebe keine nachhaltige Grundlage für seine Vereine bieten. Er konzentriert sich zunehmend auf die Hilfe zur Selbsthilfe und gründet den „Heddesdorfer Darlehnskassen-Verein“, der als erste Genossenschaftsbank nach unserem heutigen Verständnis gilt.

 

Zur Verbreitung seiner Erfahrungen und Ideen veröffentlicht er mit wesentlicher Unterstützung seiner Tochter Amalie 1866 das Buch „Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter“. Das Buch wurde ein ungeahnter Erfolg und war maßgeblich für die Ausbreitung seines genossenschaftlichen Gedankens.

 

Raiffeisen legt zu Lebzeiten den Grundstein für das heutige Genossenschaftswesen, das sich schließlich in die ganze Welt verbreitet. Sein Name wird dabei zum Synonym für die ländlichen Genossenschaften.

Deckblatt Darlehenskassen-Verein

"Man nennt die Vereine nach meinem Namen. Ich habe dieselben indes nicht erfunden. Der erste Verein war ein Kind unserer Zeit, aus der Not geboren. Ich habe nur Patenstelle dabei vertreten."

            Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Das Giebelkreuz

Raiffeisen steht für Sicherheit und Stabilität. Das wird auch durch unser Markenzeichen - das Giebelkreuz - symbolisiert. Das Giebelkreuz war ursprünglich das germanische Symbol für ein behütetes Haus und wurde früher am Dachgiebel zum Schutz der Bewohner vor Gefahren angebracht.
Die Raiffeisenorganisation hat dieses Schutzzeichen zu ihrem Symbol gewählt, weil sich ihre Mitglieder durch den Zusammenschluss in der Genossenschaft vor wirtschaftlichen Gefahren selbst schützen. Heute ist das Giebelkreuz eine der bekanntesten Marken Österreichs.

Giebelkreuz